Die hohe Kunst des Weins: die Bodega los Barrancos in der Sierra Nevada

Die Bodega Los Barrancos liegt im Anbaugebiet Sierra de la Contraviesa.

Von einem der auszog, um in den Bergen der Sierra Nevada vorzüglichen Wein zu machen. Ein Gespräch mit Peter Hilgard von der Bodega los Barrancos über eine exotische Herkunftsbezeichnung und das außergewöhnliche Terroir, das sich dahinter verbirgt.

Von einem der auszog, um in den Bergen der Sierra Nevada vorzüglichen Wein zu machen. Ein Gespräch mit Peter Hilgard von der Bodega los Barrancos über eine exotische Herkunftsbezeichnung und das außergewöhnliche Terroir, das sich dahinter verbirgt.

Die Landkarte der Weinregionen dieser Welt ist in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Neue Anbaugebiete in der Neuen Weinwelt, das Bemühen um Regionalität, die Wiederentdeckung alter Rebsorten und neu erschlossene Lagen in der alten Weinwelt haben das Bild verändert. Auch hinsichtlich der Längengrade und Höhenmeter sind neue Eintragungen zu verzeichnen - dem Klimawandel sei Dank.

Der Südtiroler Alois Lageder steckt schon einmal das Machbare ab: „Wenn wir heute Rebstöcke in bis zu 1000 Meter Höhe kultivieren, dann können wir in 50 Jahren wahrscheinlich Trauben auf 1200, 1300 Metern zur Vollreife bringen.“ Wenn Winzer Lageder über biodynamischen Anbau in der Höhe spricht, ist darin die Passion desjenigen zu spüren, der sein Terrain weiterentwickeln will. Eine Passion, die Isabel del Olmo und Peter Hilgard nicht fremd sein dürfte. Allein, sie sind schon ein Stück höher hinaus.

37. Breitengrad und 1.300 Meter über dem Meer

Vor rund 15 Jahren zog es das deutsch-spanische Paar in die Sierra de la Contraviesa, um mit der Bodega Los Barrancos auf rund 1.300 Metern Höhe ganz besondere Rotweine anzubauen. Mittlerweile kultivieren sie in dem Gebirgszug rund 70 Kilometer südöstlich von Granada Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot in vier ausgewiesenen Lagen.

Früher wurde in der Sierra de la Contraviesa nur der einfache „vino de la costa“ gekeltert. Der einfache „Küstenwein“ ist Geschichte, die Zukunft gehört den ambitionierten Winzern, die das außergewöhnliche Terroir für hochwertige Rotweine neu erschließen, Weinmachern wie der Bodega Los Barrancos. Mit Peter Hilgard sprach Tartuffel auf der diesjährigen ProWein.

Herr Hilgard, wenn Sie auf Ihrem Hausberg stehen, dem Cerro de la Retama, und vor Ihnen in der Ferne das Meer leuchtet und hinter Ihnen die Rebgärten die ersten Trauben zeigen, sind Sie dann ein glücklicher Mensch?

Zunächst spüre ich eine gewisse Befriedigung darüber, dass es tatsächlich gelungen ist in dieser wunderschönen Landschaft einen Rebgarten anzulegen in dem meine drei Lieblingssorten Tempranillo, Merlot und Cabernet Sauvignon so hervorragend gedeihen. Glücklich bin ich aber erst, wenn ich den dort gewachsenen Wein im Glas habe und sich am Gaumen das einmalige Terroir  entfaltet.

Sie sind ausgewiesener Weinkenner und Fachjournalist, warum mussten Sie Winzer werden und warum gerade in der Sierra de la Contraviesa?

Hilgard: Ich glaube es war schiere Neugierde, die mich getrieben hat als Weinmacher tätig zu werden. Nach jahrelanger intellektueller und sinnlicher Beschäftigung mit dem Produkt Wein wollte ich hinter seine  letzten Geheimisse kommen. Die Sierra de la Contraviesa, im Norden begrenzt von den Schneebergen der Sierra Nevada und im Süden ins Mittelmeer abfallend, ist ein Stück Land, in das ich mich bereits bei meinem ersten Besuch dort vor etwa drei Jahrzehnten verliebt hatte. Die Mandelblüte Anfang Februar, gehört unverändert zu den schönsten Naturereignissen in diesem Landstrich.

Bleiben wir beim Stichwort Charakter: Was zeichnet dieses Terrain aus? Wie wirken sich die besonderen klimatischen Bedingungen auf den Wein aus?

Hilgard: Die Bedingungen für den Weinbau am 37. Breitengrad sind nicht unbedingt optimal, aber in der Höhe von 1.300 Metern ü.M. sind sie dennoch eigentlich perfekt: Warme Tage und kühle Nächte im Sommer  geben reifes Lesegut und viel Finesse im Wein. Die Schieferböden steuern die Mineralität bei und die gelegentlichen Nebel, die vom Meer her aufsteigen bringen selbst in Trockenperioden ausreichende Feuchtigkeit.

Neue Herkunftsbezeichnung für alte Ohren: Contraviesa-Alpujarra

Ihre Weine gehören zu dem noch neuen Anbaugebiet „Contraviesa-Alpujarra“. Wie reagieren die Verbraucher auf die neue geschützte Herkunftsbezeichnung?

Hilgard: Der exotisch klingende Name der Herkunftsbezeichnung bedarf  viel Erläuterung und Information. Es herrscht ja die klischeehafte Meinung Andalusien sei nur das Land des Sherry und ähnlicher Weine und es kostet einige Mühe zu erklären, dass auch moderne Rot- und Weißweine dort ihre Heimat haben.

Sie sind von der SOHISCERT (Sociedad Hispana de Certificación) als ökologischer Betrieb zertifiziert worden. Ist das eine Konsequenz der besonderen Lage oder ist der ökologische Anbau Ihrer Konsequenz beim Weinmachen zu verdanken?

Hilgard: Ich glaube, dass beides zutrifft. Die geographische Lage und die klimatischen Verhältnisse erfordern  fast keine Schädlingsbekämpfung und zum Düngen stehen ausreichend Naturprodukte aus der umgebenden Landwirtschaft zur Verfügung. Der ökologische Anbau ist der Versuch das der Sierra de la Contraviesa eigene und einzigartige Terroir zu maximalem Ausdruck zu bringen.

Vor zwei Jahren haben Sie sich entschlossen, die Reben stärker zu beschneiden, um mehr Qualität in die Trauben und den Most zu bekommen. Sind sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Hilgard: Ausserordentlich zufrieden. Die Konzentration der Extrakt- und Aromastoffe sowie der Mineralität ist erheblich gestiegen, trotzdem hat der Wein, den wir nach einer unserer Reblagen „Loma de Los Felipes“ genannt haben, nichts von seiner filigranen Eleganz und Finesse verloren.

Zuviel Alkohol und weniger Gläser

Manchem spanischen Rotwein wird ein zu hoher Alkoholanteil angekreidet. Wie verfahren Sie mit dieser Verbrauchererwartung? Für welche Weintrinker sind Ihre Weine gemacht?

Hilgard: In unserem Fall ist der hohe Alkoholgehalt ein Ausdruck des Terroirs, denn die erhebliche UV-Strahlung auf 1.300 Metern Höhe regt die Zuckersynthese in den Blättern an und ein entsprechend hoher Alkoholgehalt ist die logische Konsequenz davon. Alkohol ist ein wichtiger Geschmacksträger im Wein und wer ihn nicht mag, sollte anstatt auf den Genuss zu verzichten, vielleicht ein oder zwei Gläser weniger trinken. Damit ist die Kategorie von Weintrinkern auch schon umrissen, für die wir Wein machen: der kompromisslose Genießer, der Individualität im Wein sucht.

Eine Indiskretion zum Schluss: Welcher Ihrer Weine ist denn Ihr ganz persönlicher Favorit?

Hilgard: Von allen in den vergangenen zwölf Jahren erzeugten Weinen gefällt mir persönlich der „Cerro de la Retama 2010“ am besten. Er zeigt all die oben genannten Eigenschaften in hohem Maße, hat eine feine Note von der Allier-Eiche und ist von großer Eleganz und Finesse geprägt .  


Weinempfehlung

Loma de los Felipes 2011
Bodega: Bodega Los Barrancos, Lobras (Granada)

Anbaugebiet: Contraviesa-Alpujarra

Rebsorten: 76% Tempranillo, 18% Cabernet Sauvignon & 6% Merlot

Ökologischer Rebbau

Ausbau: 14 Monate Barrique

Alkohol: 15%


Im Duft Beerenfrucht, Zedernholz, Vanille, Bergkräuter, am Gaumen komplexe Geschmacksnuancen zwischen Frucht und Kräutern, rauchige Noten mit Anflug von Kakao, feste, runde Struktur mit reifen Tanninen, langer, würziger Abgang.


Website Bodega los Barrancos

Vor rund 15 Jahren zog es das deutsch-spanische Paar in die Sierra de la Contraviesa, um mit der Bodega Los Barrancos auf rund 1.300 Metern Höhe ganz besondere Rotweine anzubauen.
"Ich glaube es war schiere Neugierde, die mich getrieben hat als Weinmacher tätig zu werden. Nach jahrelanger intellektueller und sinnlicher Beschäftigung mit dem Produkt Wein wollte ich hinter seine letzten Geheimisse kommen."