Marketgin de Cologne
Seit fast vier Jahren ist Gin de Cologne nun im Markt und hat sich nach Angaben des Herstellers zu einer Kölner Erfolgsgeschichte entwickelt. Mittlerweile ist der Gin vom Rhein noch in Rosé und Orange zu haben. Ebenfalls in die Reihe gehören zwei alkoholfreie Varianten als Gin-Ersatz. Köln hat halt ein großes Herz – und Agenturbesitzer Abbass Khatami, der Kopf hinter der Wacholderspirituose Made in Ehrenfeld, seine Marketing-Hausaufgaben gemacht. Seit einigen Monaten erweitert ein Vermouth de Cologne in drei Geschmacksrichtungen das Sortiment.
Everybody’s Darling oder beliebig unauffällig
Nicht, dass es zu Missverständnissen kommt. Der Gin de Cologne ist ein handwerklich sauber gemachter Vertreter seines Spirituosenfachs. Dies machen auch die Auszeichnungen deutlich, die Abbass Khatami für seinen Gin einsammeln konnte. Allein mir persönlich ist der Gin de Cologne zu langweilig und unaufgeregt. Den einen gefällt dies, weil der Gin sehr zugänglich und unkompliziert daherkommt, mehr auf das Runde als das Markante setzt. Andere eben nicht.
Das wird insbesondere bei einer pur genippten Kostprobe deutlich. An der Nase sehr zurückhaltend, ein wenig zitrisch, etwas Lavendel und lau ausgeprägte Wacholdernoten. Dabei sehr ausgewogen und gefällig. Mehr Push dann im Mund, ohne aber großes Spektakel zu machen. Der Wacholder zeigt sich nun prägnanter. Die Eindrücke von Orange und Zitrone setzen sich gleichfalls deutlicher in Szene, untermalt von etwas Floralem. Dennoch lässt es der Gin de Cologne an Vielschichtigkeit missen. Die eigentliche Stärke des Gin de Cologne, seine gefällige Ausgewogenheit kommt im einfachen Gin Tonic besser zum Tragen. Dafür ist er gemacht. Und damit doch mehr 0815 als 4711.
Die Preisfrage
Eine Anmerkung ist noch der Preis wert. Im Online-Shop des Herstellers werden für die 0,5-Liter-Flasche des klaren Gin de Cologne 29,90 Euro aufgerufen. Ein echter „handcrafted“ Preis, insbesondere wenn der Vergleich zu Gin-Klassikern wie Tanqueray oder Bombay Sapphire gezogen wird. Aber der Erfolg gibt Gin-Colognisten Recht und Erfolg verdient Respekt.
Michael Stolzke/ Auf ein Glas
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